Die Eltern- bzw. familienbezogenen Hilfen zielen auf die (Wieder-)Gewinnung psychischer Stabilität und Erweiterung der Handlungskompetenz vor allem bezüglich des Auf- und Ausbaus ausreichender und befriedigender Interaktion zwischen den Eltern und ihrem Kind ab. Die Eltern werden psychisch und fachlich unterstützt, sodass sie tragfähige Perspektiven für sich und ihr Kind entwickeln können und zunehmend unabhängig von professioneller Hilfe werden. Dementsprechend ist die psychische Begleitung und Stützung darauf ausgerichtet, den Eltern Hilfe bei der Auseinandersetzung mit der neuen Lebenssituation und Unterstützung bei dem Verarbeitungsprozess und der damit verbundenen Akzeptanzproblematik zu geben. Ihnen wird Rahmen und Raum geboten, um sich ihrer Ängste, Sorgen und Probleme mitteilen zu können und der subjektiven Empfindungen verstanden und respektiert zu fühlen. Gleichzeitig erhalten die Eltern Unterstützung bei der Bearbeitung ihrer Gefühle und Ermutigung, sich den Belastungen zu stellen und Lösungen zu suchen. Insbesondere zu Beginn liegt die Aufgabe in der emotionalen Krisenintervention, infolge des Diagnoseschocks, in der ihnen „der Rücken gestärkt“ wird, und bewusst wird, dass sie die neue Lebenssituation zwar alleine meistern müssen, dabei aber nicht verlassen sind. Auch wenn psychische Beratung und Stützung in der Anfangsphase der Behandlung eine besondere Rolle spielen, ist das Angebot über den gesamten Förderprozess bereitgestellt, um den Eltern in psychisch und emotional belastenden Phasen zu helfen, ihre eigenen Klärungs- und Orientierungsprozesse besser zu sehen und zu verstehen, somit auch wieder mehr Klarheit und Sicherheit zurückzugewinnen. Psychosoziale Hilfen und behinderungsspezifische Förderung stehen in einem Ergänzungsverhältnis, das bestimmt ist von der aktuellen Situation der jeweiligen Familie. Dementsprechend ist die Elternbegleitung nicht zweckorientiert miss zu verstehen, etwa dass sie der eigentlichen Arbeit mit dem Kind in der Förderung vorgeschaltet wäre, sondern ist elementarer und eigenständiger Bestandteil des Behandlungsprozesses.
Im Rahmen des Consultings werden den Eltern angemessen dosierte und verständlich aufbereitete Informationen vorgehalten, die ihre persönliche Handlungskompetenz erweitern und sie in die Lage versetzen, angemessene Ziel- und Zukunftsperspektiven zu entwickeln und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Durch die fachlich ausgerichtete „Elternbildung“ sollen die Eltern Sicherheit im Verhalten ihrem Kind gegenüber erfahren, in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt und hierüber die kindlichen Sozialisationsbedingungen positiv beeinflusst werden. Dringendstes Anliegen ist es, die familiären Kommunikations- und Interaktionsformen so zu beeinflussen, dass daraus positive und stabile Eltern-Kind-Beziehungen und schließlich förderliche Entwicklungsbedingungen für das Kind erwachsen und seine Integration in das Lebensumfeld zunehmend sichergestellt ist. Entscheidend ist die umfassende Information über Hilfeangebote und Fördermöglichkeiten, infolgedessen die Eltern kritisch und selbstbestimmt abwägen und entscheiden können. Nur so kann die Annahme und Integration professioneller Hilfeangebote durch die Eltern in ihren Lebensalltag grundgelegt werden.

Hilfe zur Selbsthilfe

Dieses Prinzip bezieht sich vor allem auf die fachliche Bildung und emotionale Stützung der Eltern. Ihm wird durch die konzeptuelle Ausrichtung der Praxis für Therapie und Beratung Rechnung getragen. Gemeint ist hierbei der Prozess, innerhalb dessen sich die Eltern ermutigt fühlen, „... ihre eigenen Angelegenheiten in die Hand zu nehmen, ihre eigenen Kräfte und Kompetenzen zu entdecken und ernst zu nehmen und den Wert selbst erarbeiteter Lösungen schätzen zu lernen“. Durch das Bewusstwerden und die Stärkung von Eigenständigkeit, Selbstgestaltungsfähigkeit und Eigenverantwortung sowie der Unterstützung der „Selbst-Bemächtigung“ erfahren die Eltern einen wertvollen Beitrag im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe.
Hilfe zur Selbsthilfe beinhaltet auch, Förderung in die informellen familiären Netzwerke ein-zubinden und Prozesse solidarischer Vernetzung und Selbstorganisation der Familien zu Gleich- oder Ähnlichbetroffenen (z.B. zu Selbsthilfegruppen oder Elterninitiativen) zu initiieren. Hierüber können die Möglichkeiten der Eltern, ihre Kompetenzen zu erweitern und Strategien auszutauschen, wesentlich unterstützt und gefördert werden. Aus der Netzwerkforschung ist bekannt, dass die psychosozialen Ressourcen bestehender Netzwerke für die produktive Bewältigung von Krisen und Belastungen eine enorm bedeutsame Rolle spielen und die Verfügbarkeit und Qualität von Hilfe und Unterstützung aus dem eigenen (informellen) Beziehungsnetz entscheidend für die Problembewältigung sind. Soziale Netze bieten Hilfesuchenden eine Art „Begleitschutz“ oder „soziales Polster“, indem sie Betroffenen beispielsweise helfen, Selbstwertgefühl (zurück) zu gewinnen, ihnen emotionale Unterstützung und nicht zuletzt auch praktische Alltagshilfe bieten. Die Stärkung der Selbsthilfe zielt letztlich darauf ab, die Familien kompetent in eigener Sache und weitgehend unabhängig von professioneller Hilfe zu machen.